Der Niersbote berichtet in seiner Ausgabe vom 3. Juni 2010 unter der Überschrift "Wickrather Wasserturmgeschichten" von der Familie Lingen, die früher im alten Wasserwerk wohnte:

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Ihr Vater Philipp Lingen war Rohrmeister im Wickrather Wasserwerk. Anni Kopp aus Wickrath erinnert sich noch gut an die Zeit, als sie mit ihren Eltern und fünf Geschwistern in der Dienstwohnung ihres Vaters unmittelbar am Wasserturm wohnte. Die 81-Jährige erzählt: ,,1934/35 sind wir von der heutigen Quadtstraße ins Wasserwerk gezogen. Fast 35 Jahre lang war unsere Familie dort am Wasserturm zu Hause. Erst als mein Vater 1968 in den Ruhestand ging, zog er mit meiner Mutter nach Wickrathhahn. Kaum waren sie vom Wasserturm weg, da wurde das Wasserwerk abgebrochen.“

Philipp Lingen war Installateur und Klempner, später war er Rohrmeister im Wickrather Wasserwerk, seit 1963 war er als Bau-, Straßen- und Kanalkontrolleur tätig. Er war in der Gemeinde allseits gut bekannt und gerne gesehen. Er kam, wenn irgendwo ein Wasserrohr geplatzt war, um den Schaden zu beheben. Anni Kopp erzählt: „Wenn jemand einen Schaden meldete, schnappte sich mein Vater das Fahrrad, band die benötigten Rohre und Material am Fahrrad fest, und fuhr los. Bei Wind und Wetter war er mit dem Rad unterwegs. Im Winter kam es nicht selten vor, dass er den Frost in den Füßen hatte; mit Pferdemist badete er ihn wieder raus. Das war damals ein gebräuchliches Hausmittel.“ Zusammen mit Pumpmeister Risch wohnten die Lingens im Haus am Wasserturm, er im unteren Bereich des Hauses, sie in der oberen Etage.

„Zudem“, weiß Anni Kopp, „wohnte in dem Wasserturm - in den beiden unteren Etagen _ die Witwe Clara Esser mit ihren zehn Kindern. Unten hatte sie die Küche und darüber war der Schlafraum. Ihr Ehemann war im Ersten Weltkrieg gefallen.“ Frau Esser habe dort eine „Ziegen-Deckstation“ betrieben, erinnert sich Anni Kopp. Alle Ziegenhalter der Umgebung kamen regelmäßig, um die Dienste des am Wasserturm „stationierten“ Ziegenbocks in Anspruch zu nehmen. Dann kam der Krieg.

Philipp Lingen war wegen seiner Arbeit in Diensten des Wasserwerks zunächst zurückgestellt. Anni Kopp erzählt: „1943, als dann alles mobilisiert wurde, musste auch mein Vater an die Front.“ Er kam nach Russland - und zum Glück später heil wieder zurück.“ Im Wasserturm war auf der zweiten Etage eine Flakstellung eingerichtet. Bei Luftangriffen sind wir im Turm schlafen gegangen. Wegen des 1,40 Meter dicken Fundaments fühlten wir uns da irgendwie sicher, bis uns irgendwann bewusst wurde, dass sich da über uns ein riesiger, gefüllter Wasserkessel befand. Da hatten wir Angst zu ertrinken, wenn nach einem Beschuss das Wasser auf uns strömen würde“, erinnert sich Anni Kopp. Dass diese Angst nicht unbegründet war, weiß August Lingen, Anni Kopps Bruder. Sie hat ihn während unseres Gesprächs angerufen. Er erzählt: „Ich erinnere mich, als ich als 12-Jähriger mitbekam, wie der Wasserturm beschossen und bombardiert wurde. Ich habe gedacht, alles fällt zusammen. Im Kessel hatte es 46 Einschüsse gegeben - wie sich später herausstellte -, aus denen das Wasser wie aus einem Sieb spritzte.“ Die Löcher wurden mit dicken Schrauben - von jeder Seite mit einer Dichtung versehen - provisorisch geflickt.

Nach dem Krieg, nach zwischenzeitlicher Evakuierung in Thüringen, ging das Leben im Haus am Wasserturm weiter, wie gesagt, bis 1968, dann war Schluss. Seither war Anni Kopp nicht mehr auf dem heute eingezäunten Gelände der Kreiswerke. Erst kürzlich beim Tag der offenen Tür war sie mit ihrer Schwester Käthe noch mal da: „Das war für uns sehr emotional, wie man sich vorstellen kann. Wir waren überrascht, wie gepflegt alles ist. Gerne hätte Käthe noch mal an den Wasserturm gefühlt, aber der Zugang war leider versperrt.“

 

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